170 km durch den Dschungel

170 km durch den Dschungel
17. Juni 2024 Nikola Reiner-Rautek

Seit 2018 unterstützen wir das Conservation & Research Program im Dindefelo Community Nature Reserve (DCNR) im Südosten Senegals beim Schutz des stark vom Aussterben bedrohten Westafrikanischen Schimpansen. Aktuell leben in der Region nur mehr rund 500 Tiere. Teil des Schutzprogramms ist auch Feldforschung.

 

Zu Beginn des Jahres führten vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen einmonatigen Survey im gesamten Reservat durch. Dass Forschung ganz schön anstrengend sein kann, wissen unsere Kolleg:innen vor Ort: bei bis zu 38 Grad im Schatten legten sie 170 km durch den Dschungel zurück. Ziel des zweimal jährlich durchgeführten “Trockenzeit Surveys”: Beobachtung und Dokumentation des Lebensraumes der Schimpansen. Dies beinhaltet Anzeichen menschlicher Aktivitäten (Waldfeuer, Abholzung), die Präsenz von großen und mittelgroßen Säugetieren und das Monitoring der Schimpansen und ihrer Nester.

 

 

700 Beobachtungen in einem Monat

Die Ergebnisse des Surveys rechtfertigen alle Anstrengungen: Insgesamt wurden über 700 Beobachtungen verzeichnet, darunter waren 89% menschliche Aktivitäten (bspw. Waldfeuer, Abholzung), 5% verwiesen auf die Präsenz von großen und mittelgroßen Säugetieren. Des Weiteren konnten die Feldforscher:innen die Anwesenheit der Schimpansen feststellen, beispielsweise durch das Entdecken von Nestern, aber auch andere Primaten wie etwa Westliche Grünmeerkatzen beobachten. Die Ergebnisse des Surveys leisten einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Schimpansen und des Monitoring des Reservats.

 

Nächster Schwerpunkt: Prävention von Mensch-Wildtierkonflikten

Sobald der Survey abgeschlossen war, wartete schon die nächste Herausforderung auf das Team vor Ort: Zwischen Februar und April ist nicht nur die heißeste Zeit im Senegal, sondern auch die Reifezeit von Mangos in der Region. Auch Schimpansen nähern sich den Bäumen, um die Früchte zu pflücken und es kommt unweigerlich zu Begegnungen zwischen Menschen und Primaten. Zwar fürchten Schimpansen in der Regel Erwachsene und ziehen sich zurück, bei Kindern ist dies nicht immer der Fall. Aus diesem Grund werden die Bewohner vor Ort durch die Sensibilisierungsaktivitäten aufgeklärt, um sowohl Menschen als auch Schimpansen zu schützen.

 

 

Unsere Arbeit im Senegal im Überblick:

  • Biomonitoring von Schimpansen durch JGI-Feldassistenten
  • Wildkamera Monitoring
  • Ökologische Surveys des DCNR
  • Schimpansen Surveys

 

Durch das Wildkamera Monitoring konnten im letzten Jahr 829 Videoaufnahmen von Schimpansen gemacht werden. Auch andere Tiere wie beispielsweise Leoparden und Rotflankenducker konnten beobachtet werden. Auf Basis des Videomaterials können die Wildtiere nicht nur ohne Einwirkung beobachtet, sondern auch Veränderungen ihres Verhaltens und des Lebensraums dokumentiert werden. In Laufe des letzten Jahres konnten insgesamt 51 Schimpansen durch Foto- und Videoaufnahmen dokumentiert werden.

Bedauerlicherweise musste das Team vor Ort 2023 erstmals einen durch Menschenhand verstorbenen Schimpansen verzeichnen. Es wird vermutet, dass sein Tod in einem Mangofeld aufgrund der Wahrnehmung als Gefahr durch die örtliche Bevölkerung herbeigeführt wurde. Einige Tage zuvor wurde der vermutlich gleiche Schimpanse von Jugendlichen verfolgt. Seither hat das Team seine Sensibilisierungsaktivitäten intensiviert und unter anderem informative Sticker verteilt, um über Schimpansen-Menschen-Interkationen aufzuklären.