3 Millionen Bäume gepflanzt

3 Millionen Bäume gepflanzt
7. März 2022 Doris Schreyvogel

Es ist schon eine unglaubliche Zahl, von der wir vor 9 Jahren, als wir mit dem ersten JGI Aufforstungsprojekt in Uganda begonnen haben, nicht zu träumen gewagt hätten. Ziel war es, den Lebensraum der Schimpansen und zahlreicher anderer Arten zu schützen. Doch der Wald ist nicht nur der Ort mit der höchsten Biodiversität auf unserem Planeten, sondern auch einer der wichtigsten Klimaregulatoren.

3 Millionen Bäume bedeuten 2,2 Millionen Tonnen CO2-Einsparungspotential.

Wir sehen unsere Aufforstungsprojekte nicht als Kompensation, sondern als zusätzliches Investment in den Klima- und Artenschutz. Dass wir viele weitere Maßnahmen, vom Umgang mit unseren Ressourcen über unseren (Fleisch-)Konsum bis zum Energieverbrauch ergreifen müssen um den CO2-Ausstoß einzudämmen, ist unbestritten. Aufforstung ist ein – wenn auch wichtiger – Teil davon. Gleichzeitig müssen wir uns für den Erhalt bestehender Wälder einsetzen. Alle zwei Sekunden wird Wald von der Größe eines Fußballfelds abgeholzt!

Waldökolgie verstehen und Naturschutz erfolgreich umsetzen
Es reicht nicht, einfach Setzlinge in die Erde zu stecken! Damit Aufforstung mittel- und langfristig erfolgreich sein kann, haben wir bei unseren Aufforstungsprojekten von Beginn an integrativ gearbeitet und dabei Erkenntnisse aus der Waldökologie ebenso berücksichtigt wie die Bedürfnisse der Menschen vor Ort. Erst wenn die Menschen in den betroffenen Gebieten verstehen warum der Schutz des Waldes wichtig für ihr unmittelbares Leben ist, wenn sie merken wie sich die Trinkwasserqualität verbessert, wenn sie Alternativen zur Versorgung ihrer Familien erkennen und nützen, dann kann Naturschutz Erfolg haben.

Vom kleinen Samen bis zum großen Baum
Für 3 Millionen Bäume braucht es viele helfende Hände (über 3.000 Haushalte!) und eine Menge Organisation. Was geschehen muss, damit aus vielen kleinen Samen einmal mächtige Bäume werden, möchten wir gerne ganz konkret anhand unserer Projekte zeigen. 2021 war – der Pandemie zum Trotz – ein arbeits- und aufforstungsreiches Jahr. Ganz nach dem Motto von Jane Goodall: „Die Verbindung mit der Natur ist der Schlüssel, wenn wir den Planeten retten wollen.“

UGANDA
In Uganda ist die Bevölkerung in den letzten 100 Jahren von rund 2,9 auf 46,3 Millionen angewachsen, während der Wald um 70% verringert wurde. Sinkende Erträge in der Landwirtschaft stehen einer Bevölkerungsexplosion gegenüber. Kein einfacher Boden für neue Bäume. „Was vielen Menschen, die vom Bäume pflanzen sprechen, nicht bewusst ist: Die größten Schwierigkeiten sind das Finden passender Gebiete und die Kooperation der Besitzer:innen“, erklärt Diana Leizinger, Geschäftsführerin des JGIA und Projektleiterin der Aufforstung.

Projekt Grüne Lunge III

Projekt Grüne Lunge III
Aufbauend auf den Erfahrungen aus „Green Lung I & II“ wurden 2021 einzelne Waldinseln in der Region Hoima miteinander verbunden, Landwirt:innen geschult und Permakultur integriert. Frauen wurden im Projekt gezielt gefördert. Neben dem Aufbau von Baumschulen, dem Vorziehen und Auspflanzen von Setzlingen und der Ausstattung von 800 Haushalten mit Vieh und Bienenstöcken, wurde der Zugang zu Wetterprognosen erarbeitet. Die Vorgängerprojekte zeigten, dass sich die lokale Bevölkerung ohne diese nicht auf unregelmäßigen Niederschlag und längere Dürrephasen einstellen und entsprechend handeln kann.

  • ERGEBNISSE 2021
      • – Aufbau und Ausstattung von 15 Baumschulen
      • – Schulung von 249 Landwirt:innen im Aufbau und der Verwaltung der Baumschulen
      • – Pflanzen von 746.000 Setzlingen durch 3.839 Haushalte
      • – Schulung von 50 Waldhütern und 249 Haushalten im Bereich natürliche Regeneration
      • – Workshop mit 25 Vertreter:innen der Bezirke Hoima und Kikuube
      • – Weiterbildung von 438 Teilnehmer:innen im Bereich Klimawandel
      • – Durchführung einer Studie zum Thema Klimawandel unter Teilnahme von 236 Landwirt:innen aus 51 Dörfern
      • – Kartierung für den Aufbau von Wetterprognosediensten

Growing Together II

Growing Together II
Ziel dieses Folgeprojekts ist, die Ökolgie des Waki Flusses und der angrenzenden 12 Dörfer durch Wiederaufforstung und Implementierung von Wald- und Wasser-Managementplänen aufzuwerten. Durch Energiesparöfen soll der Bedarf an Holz verringert werden und zudem wurden Interessensgemeinschaften gegründet, um Briketts aus erneuerbaren Quellen zu produzieren. Ein besonderer Fokus liegt auch in diesem Projekt auf der Einbindung von Frauen und Kindern, sowie der Sensibilisierung zum Thema Wald und Klima durch Roots & Shoots.

  • ERGEBNISSE 2021
    • – Stakeholder-Treffen mit 52 Teilnehmer:innen (NGOs, Gemeindevertretung, Unternehmen etc.
    • – Errichtung und Ausstattung von 3 Baumschulen durch 112 Landwirt:innen
    • – Schulung von 632 Lanwirt:innen im Bereich Aufforstung
    • – Pflanzung von 342.000 Setzlingen
    • – Durchführung einer Studie zum Thema Gendergleichstellung

Obstbäume

Obstbäume
2021 konnten wir in der Region Masindi ein besonderes Aufforstungsprojekt starten: Mango-, Avocado-, Guave- und Kakao-Bäume helfen doppelt, indem sie nicht nur das Klima regulieren, Wasserkreisläufe stabilisieren und den Boden mit Nährstoffen versorgen, sondern sie dienen auch als zusätzlich Einkommensquelle. In dem Projekt wurden letztes Jahr knapp 13.000 Setzlinge gepflanzt und Landwirt:innen eingeschult. Zusätzlich wird eine Interessensgemeinschaft gegründet werden, um die Früchte zukünftig verkaufen zu können.

  • ERGEBNISSE 2021
    • – Erstes Treffen mit 70 Vertreter:innen der Gemeinden Kasoingoire, Nyantonzi und Kasenene
    • – Weiterbildung von 180 Landwirt:innen und Auswahl geeigneter Flächen
    • – Schulung von 155 Teilnehmer:innen im Aufbau und der Verwaltung von drei Baumschulen
    • – Auswahl von Obstbaumarten mit den Landwirt:innen (Mango, Avocado, Guaven und Kakao)
    • – Vorziehen von rund 12.500 Baumsetzlingen
    • – Verteilung an 475 Haushalte und Pflanzung der Setzlinge

Mutuba Bäume

Mutuba Bäume
2020 haben wir ein Projekt ins Leben gerufen, das kulturelles Erbe und Handwerk in Uganda bewahrt und gleichzeitig der Abholzung entgegenwirkt: In der Region Masindi werden Mutuba-Feigenbäume gepflanzt. Die Herstellung von Flies aus der Rinde dieses Baumes ist ein altes – von der UNESCO ausgezeichnetes – Handwerk des Baganda-Volkes. Das Flies dient als Lederersatz zur Herstellung von Kleidung, Taschen oder Hüten und schafft wichtige Einnahmequellen. Die Früchte des Baumes bieten Nahrung für Schimpansen und andere Wildtiere.

  • ERGEBNISSE 2021
    • – Projektvorstellung und Sensibilisierung von 132 Teilnehmer:innen und Regierungsvertreter:innen
    • – 2tägige Weiterbildung für 110 Landwirt:innen und Waldhüter:innen
    • – Kartierung und Auswahl von 100 Haushalten
    • – Verteilung von 5.100 Stecklingen an 102 Haushalte in 5 Dörfern (Nyaituma/Nyakakonge, Kyakamese, Nyawampamba, Buhamba und Kiraira)

TANSANIA
Auch für Tansania ist die Abholzung ein Problem. Die Bevölkerung wächst jährlich um drei Prozent. Kommunale Grüngebiete können der Entwicklung nicht standhalten. Laut einer Studie der Vereinten Nationen, belegt der ostafrikanische Staat weltweit den sechsten Platz in einer Rangliste, die den Nettoverlust von Waldflächen aufweist. Zugleich ist die Nachfrage nach Holz groß. Oft bleibt den Menschen keine Alternative, als Baumaterial oder Brennholz aus den zahlreichen Naturschutzgebieten zu stehlen.

Lernwald

Lernwald

Am Fuße des Arusha Nationalparks hat 2021 ein weiteres Aufforstungsprojekt gestartet, in dem Roots & Shoots Gruppen und Dorfbewohner:inner gemeinsam Baumschulen errichten, Setzlinge vorziehen sowie einen fünf Hektar großen kommunalen Lernwald anlegen, um kulturelle Interaktionen im Bezirk Arusha innerhalb der Gemeinde zu ermöglichen.

  • ERGEBNISSE 2021
    • – 5 Treffen mit Gemeindevetreter:innen zur Projektvorstellung
    • – Ausbildung eines Verantwortlichen für die Baumschulen
    • – Schulung von 76 Teilnehmer:innen zum Projektstart
    • – Weiterbildung von 494 Roots & Shoots Mitgliedern und Schulung im Bereich Aufforstung
    • – Vorziehen und Pflanzen von 8.057 Setzlingen
    • – Auswahl eines 5 Hektar großen „Lernwalds“ zu Bildungszwecken und Mobilisierung der lokalen Bevölkerung

BURUNDI
Im Norden des Lake Tanganjika, jenem See an dem Jane Goodall 1960 ihre Reise in den Gombe Stream National Park begann, liegt der ostafrikanische Staat Burundi. Dicht besiedelt, mit mehr als 11,5 Millionen Einwohner:innen, raubt der Klimawandel den Menschen zunehmend die Existenzgrundlage.

Baumschulen

Baumschulen

Gemeinsam mit lokalen Roots & Shoots Teams werden die Wälder Burundis in einem ganzheitlichen Ansatz revitalisiert – 2021 konnten bereits 40.000 Bäume in nachhaltigen Pflanztöpfen aus Bananenblättern vorgezogen und zu Jahresende gepflanzt werden.

  • ERGEBNISSE 2021
    • – Aufbau und Verwaltung von drei Baumschulen in den Gemeinden Nyanza-Lac, Vugizo und Mabanda
    • – Anfertigung von 41.000 Bananenpots durch rund 460 Teilnehmer:innen
    • – Weiterbildung von 220 Teilnehmer:innen im Bereich Klimaschutz
    • – Vorziehen von 40.000 Setzlingen
    • – Pflanzung der Setzlinge in stark gerodeten Bergregionen und rund um Schulen

SENEGAL

Im Südosten Senegals, in der ländlichen Region Kedougou, liegt das Dindefelo-Hochland, wo sich auch die von 12 Dörfern umfasste Dindefelo Community Nature Reserve (DCNR) befindet. Unsere Kolleg:innen implementieren dort ökologische sowie ethologische Programme im Bereich Artenschutz und Wiederaufforstung. Aufgrund der geographischen Lage, der von Armut stark betroffenen Gemeinden und der besonderen Artenvielfalt möchte das JGI vor Ort gezielt helfen.

Forschung

Forschung

Neben Forschungsprogrammen wird vor allem die Bevölkerung dabei unterstützt natürliche Ressourcen nachhaltig zu nützen. Die Projekte zur Wiederaufforstung und nachhaltigen Landwirtschaft werden durch Bildungsangebote ergänzt. Das 2021 gestartete 3jährige Projekt hat zum Ziel den Lebensraum der letzten Schimpansen zu bewahren, Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels umzusetzen und die Resilienz der Bevölkerung zu fördern.

  • ERGEBNISSE 2021
    • – Vorziehen und Pflanzen von insgesamt 20.190 Setzlingen in Baumschulen in Dindefelo und Nandoumary
        • – Aufforstung wichtiger Schimpansenlebensräume innerhalb des Reservats (1.498 Setzlinge)
        • – Schaffung von Pufferzonen außerhalb des DCNR, die von der lokalen Bevölkerung zur Holzgewinnung verwendet werden (445 Setzlinge)
        • – Pflanzung von Obstbäumen (Orange, Zitrone, Mango, Guave etc.), Moringabäumen und weiteren Arten, die die Bevölkerung mit essbaren Früchten versorgen (11.247 Setzlinge)
        • – Bau von “lebenden Zäunen” für Anbauflächen, um “Totholz”-Zäune zu ersetzen und dadurch Abholzung zu reduzieren (7.000 Setzlinge)
    • – Kauf und Aufbau von 877 Bambusschutzvorrichtungen, um besonders gefährdete Bäume vor streunenden Wildtieren zu schützen
    • – Workshops zum Thema Brandverhütung und -bekämpfung mit 40 TN
    • – Analysen der Feuerwarnungen über Global Forest Watch, und Beteiligung beim Löschen von Bränden

All das wäre nicht möglich ohne starke Partner:innen. Wir bedanken uns bei ganz vielen Privatspender:innen, Firmen, dem Klimaministerium, der Austrian Development Agency und Ecosia, die den holistischen Ansatz zur Aufforstung für Klima, Menschen und Artenvielfalt unterstützen und mittragen.