Wenn sich die Welt in Belém do Pará zu COP30 trifft, erkennt das Jane Goodall Institute Global (JGI) die tiefe symbolische Bedeutung dieses Ortes an: Der Amazonas ist eines der wichtigsten Ökosysteme für die Gesundheit unseres Planeten. Wir danken der Regierung Brasiliens und den Menschen vor Ort aufrichtig für ihr Engagement, dieses entscheidende Treffen in einer Zeit auszurichten, in der die ökologische Zukunft der Erde auf dem Spiel steht.
Gemeinsam mit dem Kongobecken und den tropischen Wäldern Südostasiens bildet der Amazonas einen essenziellen Teil des „Lebenserhaltungssystems“ unseres Planeten. Er ist entscheidend für das Weltklima, für die Bewahrung der biologischen Vielfalt und für den Schutz unersetzlicher indigener Kulturen und ihres Wissens.
Zehn Jahre Pariser Abkommen: Ein Moment der Verantwortung
COP30 fällt zusammen mit dem 10-jährigen Jubiläum des Pariser Klimaabkommens – ein Meilenstein, der nach mehr Ehrgeiz, konsequenter Rechenschaft und globaler Zusammenarbeit ruft.
In diesem Zusammenhang ist es entscheidend, die Kooperation zwischen den drei „Rio-Konventionen“ zu stärken – zu Klima, Biodiversität und Wüstenbildung. Das Jane Goodall Institute Global bekräftigt: Die Ziele dieser Konventionen sind untrennbar miteinander verwoben. Sie müssen durch integrierte, inklusive und wissenschaftsbasierte Lösungen verfolgt werden, die über sektorale Silos hinausgehen und unseren gemeinsamen Planeten ganzheitlich schützen.
Jane Goodalls Vermächtnis von Hoffnung und Handeln
Diese COP ist die erste ohne die physische Präsenz von Dr. Jane Goodall, DBE – Gründerin des Jane Goodall Institute, UN-Friedensbotschafterin und weltweit bekannte Verhaltensforscherin, Naturschützerin und Humanistin. Sie ist am 1. Oktober 2025 im Alter von 91 Jahren eines natürlichen Todes verstorben.
Jane wurde weltbekannt durch ihre bahnbrechende Forschung an freilebenden Schimpansen im Gombe Stream Nationalpark in Tansania – ein Forschungsprojekt, das vor 65 Jahren begann und bis heute fortgeführt wird und damit zu den längsten Studien einer Tierart in freier Wildbahn zählt.
Später weitete sie ihren Fokus aus: Sie wurde zu einer globalen Stimme für Menschenrechte, Tierschutz, Artenschutz und Umwelt. Unermüdlich inspirierte sie junge Menschen, sich für Natur- und Sozialprojekte zu engagieren, und initiierte zahlreiche Bildungsprogramme rund um Schimpansen in freier Wildbahn und in Haltung.
Getragen wurde all dies von ihrer Faszination für die Evolution und ihrer tiefen Überzeugung, dass jede Form von Leben auf der Erde Respekt verdient.
Jane Goodalls Stimme leitet uns weiter. In einer ihrer letzten Reflexionen sagte sie:
„Wir wissen heute, auf wie viele verschiedene Arten wir den Klimawandel bekämpfen und verlangsamen können. Aber haben wir auch den Willen dazu?“
Natur im Zentrum der Klimapolitik
Die Dringlichkeit der Klimakrise verlangt, die Rolle der Natur als zentrale Lösung endlich voll anzuerkennen. Intakte Ökosysteme – insbesondere Wälder, Feuchtgebiete und Ozeane – sind nicht nur „Opfer“ der Klimakrise, sondern unsere wichtigsten Verbündeten: Sie gehören zu den größten Kohlenstoffsenken der Erde.
Die Natur liefert einen erheblichen Teil des Potenzials, das wir brauchen, um die globale Erwärmung zu begrenzen. Gleichzeitig machen gesunde Ökosysteme Gesellschaften widerstandsfähiger gegenüber den bereits spürbaren Folgen der Klimakrise.
Der Schutz und die Wiederherstellung dieser natürlichen Lebensgrundlagen müssen daher als zentraler, integrierter Baustein aller nationalen Klimastrategien und internationalen Kooperationsrahmen verankert werden – nicht als Zusatz, sondern als Fundament.
Klimafinanzierung: Moralische Pflicht und strategische Notwendigkeit
Klimafinanzierung ist eine moralische Verpflichtung – und gleichzeitig eine strategische Notwendigkeit. Sie muss sofort und substanziell ausgeweitet werden.
Das Jane Goodall Institute fordert eine grundlegende Reform der Finanzierungsmechanismen, damit jene Länder und Gemeinschaften, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind, tatsächlich Zugang zu diesen Mitteln haben.
Im Zentrum müssen dabei stehen:
- Direkte Finanzierung für indigene Gemeinschaften, lokale Communities und Jugendinitiativen, die als Hüter:innen der Natur und als wichtigste Akteur:innen für Resilienz an vorderster Front stehen.
- Ein ausgewogenes Verhältnis von Klimaschutz (Mitigation) und Anpassung, damit Emissionen gesenkt und gleichzeitig Lebensgrundlagen gesichert werden.
- Klare Kompatibilität mit Biodiversität und Nachhaltigkeitszielen: Sämtliche Kapitalflüsse müssen mit dem Erhalt der Artenvielfalt und den Zielen nachhaltiger Entwicklung vereinbar sein.
Indigene Völker: Wissenshüter:innen und Entscheidungsträger:innen
Das Jane Goodall Institute erkennt an: Indigene Völker gehören weltweit zu den effektivsten Beschützer:innen von Natur. Ihr über Generationen weitergegebenes traditionelles ökologisches Wissen (Traditional Ecological Knowledge, TEK), ihre gewachsenen Formen der Selbstverwaltung und ihre gelebte Verantwortung für Land und Ressourcen sind unverzichtbar, um der Klima- und Biodiversitätskrise zu begegnen.
Ihre Rechte, ihr Wissen und ihre Führungspersönlichkeiten müssen in nationalen Klima- und Biodiversitätsstrategien ausdrücklich anerkannt, geschützt und eingebunden werden. Ihre aktive Beteiligung und Leadership sind entscheidend, um Klima- und Naturschutzziele überhaupt erreichen zu können – und um gerechte, wirksame und langfristige Lösungen zu gestalten.
Große Menschenaffen & Waldschutz: Ethische Pflicht und Klimaschutz zugleich
Wissenschaftliche Erkenntnisse – darunter auch jahrzehntelange JGI-Forschung – zeigen klar: Das Überleben der Großen Menschenaffen – Orang-Utans, Gorillas, Schimpansen und Bonobos, unserer nächsten lebenden Verwandten – ist eng an die Gesundheit tropischer Wälder in Afrika und Asien gebunden.
Diese faszinierenden Arten sind massiv bedroht – durch Lebensraumzerstörung, die Klimakrise und wachsenden menschlichen Druck. Hinzu kommt die weltweite Nachfrage nach exotischen Tieren, die den illegalen Handel antreibt. Oft wird dafür ein ganzer Familienverband getötet, um ein Jungtier für den Heimtier- oder Unterhaltungsmarkt zu fangen.
Ihre Lebensräume zu schützen, ist daher nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch wirkungsvoller Klimaschutz. Große Menschenaffen sind Schlüssel- und Schirmarten: Schützen wir ihre Wälder, sichern wir hohe Kohlenstoffspeicherung, bewahren maximale Biodiversität und stärken die Lebensgrundlagen lokaler Gemeinschaften.
Kampf gegen Wildtierkriminalität: Globale Verantwortung teilen
Transnationale, organisierte Wildtierkriminalität ist heute die viertgrößte Form organisierter Kriminalität weltweit. Ihre enge Verflechtung mit Umweltzerstörung stellt eine akute Bedrohung für Biodiversität dar – insbesondere für gefährdete und vom Aussterben bedrohte Arten.
Die internationale Staatengemeinschaft hat in mehreren Resolutionen der UN-Generalversammlung (UNGA) anerkannt, dass Wildtierhandel ein schweres Verbrechen ist, das nationale Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und nachhaltige Entwicklung untergräbt.
Das Jane Goodall Institute fordert:
- Herkunftsländer müssen Schutzgebiete stärken, Strafverfolgung und Governance ausbauen.
- Transitländer sollen Grenzschutz, Ermittlungen und Informationsaustausch verbessern.
- Zielländer müssen ihre Verantwortung wahrnehmen – durch wirksame Strategien zur Nachfrage-Reduktion und deutlich strengere Strafen für Konsum und Import.
Nur durch koordinierte, globale Zusammenarbeit kann diese illegale Wertschöpfungskette aufgebrochen werden.
Community-Led Conservation: Veränderung beginnt vor Ort
Im Zentrum der Arbeit des Jane Goodall Institute steht eine Überzeugung: Nachhaltiger Naturschutz kann nur mit und durch die Menschen vor Ort gelingen.
Unser international anerkannter, in Afrika entwickelter Tacare-Ansatz für community-geführten Naturschutz zeigt – wissenschaftlich belegt –, dass sich ganze Landschaften verändern, wenn lokale Communities wirklich befähigt werden, ihre natürlichen Ressourcen selbst zu managen.
Dieser Ansatz verbindet Umwelt- und Naturschutz mit:
- Bildung
- Gesundheitsversorgung
- nachhaltigen Einkommensmöglichkeiten
- Ernährungssicherheit
- Zugang zu Land- und Nutzungsrechten
JGI Global arbeitet heute in über 30 Ländern auf Basis dieses Forschungs- und Community-orientierten Ansatzes. Damit bleiben wir dem Vermächtnis von Dr. Jane Goodall verpflichtet: einer Welt, in der Menschen, Tiere und Umwelt in Harmonie zusammenleben.
Ethischer Einsatz von Künstlicher Intelligenz
Während die globale Gesellschaft in rasantem Tempo in das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) eintritt, stehen wir an einem Scheideweg: Wird diese Technologie dem Planeten nützen – oder ihm schaden?
Dr. Jane Goodall hat ihre Haltung dazu klar formuliert:
„Diese Technologien sollten als Werkzeuge verstanden werden, die den Bedürfnissen lokaler Gemeinschaften dienen und sie in ihrer Verantwortung für das Land unterstützen – damit sich das Leben von Menschen, Tieren und der Umwelt verbessert. Alles ist miteinander verbunden.“
KI muss eine Kraft für das Gute sein – für mehr Naturschutz, etwa durch:
- Apps zur Waldüberwachung
- bioakustische Sensoren und Kamerafallen
- datenbasierte Biodiversitätsanalysen
- Unterstützung im Kampf gegen Wildtierkriminalität
Wir fordern Regierungen, Technologieunternehmen und internationale Organisationen auf, ethische Leitlinien für KI zu verabschieden, die auf Transparenz, Teilhabe, Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung beruhen. KI muss so gestaltet werden, dass sie dem Leben dient – menschlichem und nicht-menschlichem – und technischer Fortschritt eng mit der Gesundheit unseres Planeten verknüpft bleibt.
Appell
Zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen ruft das Jane Goodall Institute alle Entscheidungsträger:innen bei COP30 auf, mit der Dringlichkeit, Integrität und Einheit zu handeln, die dieser Moment verlangt.
Lasst uns Jane Goodalls Vermächtnis nicht nur mit Worten ehren, sondern mit Taten.
In ihren Worten:
„Together we can. Together we will. Together we must.“
„Gemeinsam können wir. Gemeinsam werden wir. Gemeinsam müssen wir.“
Deine Spende: Hoffnung in Aktion
COP30 zeigt, wie dringend wir gemeinsam handeln müssen. Als Jane Goodall Institute arbeiten wir daran, Wälder zu schützen, Gemeinden vor Ort zu stärken und unsere nächsten Verwandten – die Großen Menschenaffen – zu bewahren.
Wenn dich Jane Goodalls Lebenswerk berührt und du ihre Stimme für Mensch, Tier und Umwelt lebendig halten möchtest, dann hilf uns dabei:
👉 Mit deiner Spende unterstützt du konkrete Projekte für Klimaschutz, Biodiversität und Community-Led Conservation.
Jede Spende – groß oder klein – ist ein Stück gelebte Hoffnung:
Spendenkonto:
Jane Goodall Institute Austria
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