Eine Projektreise ist immer etwas Besonderes! Sie ermöglicht den persönlichen Austausch, das Erleben und Spüren anderer Lebensumstände und Begegnungen auf Augenhöhe mit den Menschen, von denen man sonst nur in Projektberichten liest.
Nach einer (auch Corana bedingten) vierjährigen Pause war es im Sommer 2023 endlich wieder so weit: ich, Diana Leizinger, konnte von 16. – 31. August eines unserer Projektländer in Afrika, Uganda besuchen. Neben einigen offiziellen Terminen gemeinsam mit Jane Goodall war es mir ein großes Anliegen, mich mit dem Team des JGI Uganda auszutauschen und unsere direkten Partner:innen, die Familien in den Projektgebieten, zu treffen.
Hoher Besuch und ein Schimpansenschutz-Meilenstein
Anders als meine bisherigen Projektbesuche war diese Reise geprägt von Jane Goodalls erstem Besuch seit 5 Jahren in Uganda. Als finanzstärkster Förderpartner des JGI Uganda durfte ich als Vertreterin des JGI Austria gemeinsam mit der österreichischen Botschafterin Dr. Katja Kerschbauer und den Kolleg:innen vor Ort, Jane Goodall bei offiziellen Treffen mit Boschafter:innen, Minister:innen und der First Lady Ugandas begleiten. Der Austausch mit hochrangigen Vertreter:innen von Regierungen ist wichtig, um die Bedeutung des Artenschutzes ins Bewusstsein zu rufen und die Zusammenarbeit zu stärken bzw. zu vertiefen.
Neben der Konferenz „Partnerships for Co-Existence“ mit einem Vortrag von Jane und dem Spatenstich zu einem Roots & Shoots Zentrum in Kooperation mit dem Uganda Wildlife Conservation Education Center, war der wichtigste Meilenstein die Präsentation der „Nationalen Schimpasenschutz-Strategie“ in der Europäischen Botschaft, die umfassende Kennzahlen zum Schutz unserer nächsten Verwandten benennt und einen Fahrplan vorgibt.
Berührende Begegnungen mit Schimpansen-Pflegern und Bäuer:innen
Zum umfangreichen Arbeitsprogramm Janes – ich bin nachwievor sprachlos was sie mit 89 Jahren in wenigen Tagen an offiziellen Terminen bewältigt hat – zählte auch ein Gala Dinner anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Schimpansen-Schutzstation Ngamba Island. Besonders beeindruckt hat mich jedoch der Besuch auf Ngama Island und das zuweilen jahrzehntelange Engagement der Pfleger, die während der langen Corona-Lockdowns mitunter monatelang in der Station blieben um ihre Schützlingen nicht im Stich zu lassen.
Tief berührt haben mich auch die Erzählungen unserer Projektpartner:innen im Wiederaufforstungsgebiet und die Einblicke, die mir die Familien in ihren Alltag gaben. Meine Reise (auf Swahili „Safari“) führte zuerst in die Bezirke Hoima und Masindi, in denen seit knapp 10 Jahren unsere Wiederaufforstungsprojekte, Green Lung und Growing Together, sowie das Obstbaum- und das Mutuba-Projekt umgesetzt werden. Die Bäuerinnen und Bauern berichteten mir von den Herausforderungen, durch die klimabedingten Veränderungen der Regenzeit, von den verlockenden Landkauf-Angeboten der Zuckerrohr-Konzerne und vom Wunsch, ihren Kindern eine lebenswerte Existenz in dieser Region zu ermöglichen. Denn der Druck auf land- und forstwirtschaftliche Flächen wird immer größer.
Mensch-Wildtierkonflikte durch Lebensraumverlust
Generell ist der Druck auf den Lebensraum seit meinem letzten Besuch in Uganda enorm gestiegen. Das spüren nicht nur die Bäuer:innen. Unmittelbar betroffen sind auch viele Wildtiere, darunter auch die Schimpansen. Doch die Tiere haben keine Möglichkeit zu verhandeln. Beim Besuch im Kasongoire Community Forest musste ich mitansehen wie eine Schimpansengruppe umgeben von Zuckerrohrplantagen ihr Auskommen finden muss. In den umliegenden Dörfern erfuhr ich von den Strategien, die ein harmonisches Zusammenleben begünstigen, aber auch von den Ängsten und Sorgen der Menschen in Bezug auf diese nicht immer einfache Nachbarschaft mit Wildtieren.
Pflanzenaufzucht lernen und Mädchen stärken
Am Weg in den Süden wurde ich zum Besuch einer Schule in Kagadi eingeladen. Begeistert zeigten mir die Schülerinnen und Schüler ihre Baumschule, in der Setzlinge für die kommende Regenzeit vorgezogen werden sowie ihren Schulgarten und die Gemüsezucht.
Auch die Teilnehmerinnen am „Clever Girls“ Programm hatten etwas vorbereitet: Der Mädchen Chor präsentierte begeistert ein Stück über Empowerment, über die (Berufs-) Möglichkeiten die Mädchen in Uganda in Zukunft haben werden und wie sie ihre Gesellschaft umgestalten möchten. Aber auch die Mütter hatten sich Zeit für meinen Besuch genommen um mir ihren ganzen Stolz zu zeigen: eine Nähmaschine, mit der sie Damenbinden nähen. Da ich weiß, wie schwer erhältlich und teuer Damen-Hygieneartikel sind und wie es um die Gleichberechtigung steht, gehen mir die Freude und die Hoffnung in den Augen der Frauen und Mädchen noch immer unter die Haut.
Veränderungen im Süden Ugandas – bei den Batwa
Ganz im Süden Ugandas, an der Grenze zu Ruanda, besuchte ich unsere Projekte mit den Batwas. Auch in den Bergen rund um den Lake Bunyonyi hat sich in den letzten Jahren vieles verändert –leider nicht alles zum Guten. Ich war geschockt wie trocken und braun alles war, da von Mai bis August kein Regen gefallen war. Die Bewaldung hatte offensichtlich abgenommen und viele der vormaligen Papyrussümpfe in den Tälern waren drainagiert um intensiv landwirtschaftlich genutzt zu werden.
Der Mangel an Regen wirkt sich insbesondere in der Batwa Community auf die Versorgungssicherheit der Familien aus. Die Kinder waren Ende August aufgrund der Ferien zu Hause. Eine Mutter erzählt mir, dass sie seit Tagen nicht weiß woraus sie das Abendessen für die Kinder zubereiten soll, eine andere, dass es sie acht Stunden kostet Wasser zu holen. Alle hoffen auf den Beginn der Regenzeit, die unmittelbar bevorstehen sollte. Mein Lichtblick war es, einen Großteil der Kinder persönlich zu treffen, sich auszutauschen und ihre Wünsche anzuhören.
Bevor es zurück nach Entebbe und Österreich ging, hatte ich noch Gelegenheit mich mit Scorah Tumwebaze auszutauschen, die als erste Batwa Frau ein Studium absolviert hat und für den Bwindi Mgahinga Conservation Trust arbeitet. Gemeinsam möchten wir am Ausbau der Trinkwasserversorgung und dem Bildungsprogramm weiterarbeiten.
Reich an Eindrücken, beschenkt mit wertvollen Gesprächen und randvoll mit Informationen und Ideen kehre ich wieder nach Österreich zurück.
Das Projekt Growing Together wird unterstützt durch:
Das Projekt Green Lung wird unterstützt durch: