Ersatzmutter Antonette: Viel Liebe für die Jüngsten von Tchimpounga

Ersatzmutter Antonette: Viel Liebe für die Jüngsten von Tchimpounga
20. Oktober 2020 Doris Schreyvogel

Seit über 20 Jahren führt das Jane Goodall Institut in der Republik Kongo die Schimpansen-Auffangstation Tchimpounga. Grund für derartige Zentren sind der illegale Handel mit Fleisch von Urwaldtieren (Bushmeat) und die illegale private Haltung von Schimpansen.

Die Errichtung dieser Auffangstationen macht es überhaupt erst möglich Menschenaffen zu konfiszieren, um sie an sichere, artgerechte Plätze wie das Tchimpounga Chimpanzee Rehabilitation Center in Pointe Noire zu bringen. Seit Beginn an haben hier rund 190 Schimpansen ein sicheres Zuhause bekommen.

Gerade in den letzten drei Jahren konnte das Team von Tchimpounga mehrere junge Schimpansen retten. Wenn ein verwaistes Schimpansenbaby in der Station ankommt, befindet es sich oft in einem schrecklichen körperlichen und emotionalen Zustand. Schimpansen haben, wie Menschenkinder, eine lange Entwicklungszeit und sind oft bis zum Alter von 8 Jahren oder älter auf ihre Mütter angewiesen. Wenn sie als Babys ihren Müttern entrissen werden, ist es der liebevollen, intensiven Zuwendung der Betreuer des Schutzzentrums zu verdanken, dass sie sich Schritt für Schritt erholen. Betreuerinnen wie Antonette fungieren als Ersatzmutter. Unermüdlich und 24 Stunden lang schenken sie ihren Pfleglingen ihre ganze Zuneigung. Ihr Ziel ist es, dass sich das Babys geschützt, sicher und geliebt fühlt, da diese frühe Phase entscheidend für seine psychologische Entwicklung ist.

Antonette zählt zu den erfahrensten Pflegerinnen und sie hat sich im Laufe der Jahre um sehr viele gerettete Waisenkinder gekümmert. Ihre eigene Geschichte ist eine sehr lange: Während des Bürgerkriegs in der Republik Kongo kam es in der Hauptstadt Brazzaville zu gewalttätigen Ausschreitungen. Im Zoo von Brazzaville, wo Betreuer der Aspinall-Stiftung kleine Gorillababys betreuten, waren sowohl Menschen als auch Tiere vor dem anhaltenden Konflikt nicht sicher. So verlegte die Aspinall-Stiftung die Betreuer und ihre Babygorillas in das Tchimpounga-Zentrum, ein ruhiges Zuhause abseits des Konflikts. Da die Stadt Mpili am nächsten liegt, wurde die dort ansässige Antonette aufgrund ihrer Erfahrung zu einer der von der Stiftung ausgewählten Betreuerinnen. Sie übernahm mutig die Verantwortung für die Betreuung von fünf Kleinkindgorillas während des Krieges. Als der Krieg im Dezember 1999 zu Ende ging, verlegte die Aspinall-Stiftung die Gorillas in das Lesio-Louna-Wildreservat. Obwohl die Stiftung versuchte, Antonette davon zu überzeugen, mit ihnen umzuziehen, um ihre Aufgaben fortzuführen, hatte sie eigene Kinder in Mpili. Stattdessen boten ihr die Mitarbeiter von Tchimpounga eine Stelle als Schimpansenpflegerin in dem Zentrum an, in dem sie seither tätig ist.
Antonette fand heraus, dass die Pflege von Schimpansenbabys der Pflege von Gorillababys sehr ähnlich war. Sie ist ein Naturtalent.

In gewisser Weise, so erkannte sie, ist es wie die Fürsorge für menschliche Babys. Jeder von ihnen braucht Liebe, Fürsorge und Aufmerksamkeit. Antonette zeigt Geduld, um ihnen zum Erfolg zu verhelfen, leitet sie an, ihr Bestes zu geben, und arbeitet stets mit dem Ziel, dass sie zu gesunden, starken und sozialen Mitgliedern ihrer Schimpansen-Gemeinschaft heranwachsen.

Gerade in den letzten Monaten wurde der Alltag aufgrund der COVID-19 Pandemie um einiges für das gesamte Pflegeteam schwieriger. Mit noch mehr Vorsicht und Aufwand nahm es sich um das Wohl der einmaligen Menschenaffen an. Ihr größter Wunsch: Ein artgerechtes Leben diesen traumatisierten Lebewesen zurückzugeben. Mit jedem Schimpansen werden Antonette und all ihre Kollegen Zeugen, wie die Traurigkeit und Depression, mit der sie ankommen, verschwindet. Diese Verwandlung hat alles mit ihrer Liebe zu tun, die artübergreifend ist.

Einen herzlichen Dank gilt an dieser Stelle Ihnen, den Patinnen und Paten sowie allen Unterstützern. Mit Ihrer Hilfe konnte das JGI-Austria einen wertvollen an die Schutzstation Tchimpounga senden, um die Arbeit von Antonette und ihrem Team zu unterstützen. DANKE!

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JGI befürwortet keine Handhabung oder Nähe zu Wildtieren. Diese Bilder entstanden in der Schutzstation und stellen ausgebildeten Fachkräften mit ihren Schützlingen dar.