Ein internationales Forscherteam untersucht den Zusammenhang zwischen Leistungsunterschieden in Gehirn und Muskeln bei Menschen und Menschenaffen. Oder salopp gesagt: haben wir im Laufe unserer Entwicklung auf körperliche Kraft zugunsten einer größeren Hirnleistung verzichtet?
Unsere nächsten Verwandten, die Menschenaffen, unterscheiden sich mit nur 1,2% zu unserer genetischen Erbmasse. Jane Goodalls Forschungen sowie zahlreiche weitere Untersuchungen belegten, wie ähnlich wir uns darüber hinaus in Gefühl und Gestik sind. Unser enormer Intellekt unterscheidet uns jedoch von den klügsten Schimpansen. Dem Grund dafür ist ein Forscherteam rund um Katarzyna Bożek auf der Spur. Die Studie untersucht das sogenannte Metabolom (Gesamtheit und Zusammenwirken verschiedener Stoffwechselbestandteile) bei Menschen und Affen. Schon jetzt war der starke Unterschied in Hirnregionen, die für höhere kognitive Fähigkeiten wichtig sind, bekannt. Das ist darauf zurückzuführen, dass sich das menschliche Gehirn im Lauf der Evolution viermal stärker verändert hat als das des Schimpansen. Jetzt fanden die Forscher zu Ihrer Überraschung heraus, dass der metabolische Unterschied im Muskelgewebe noch markanter ist – er hat sich um den Faktor zehn geändert.
Daraus schließen die Forscher auf einen energetischen Kompromiss zwischen Hirn und Muskeln: „Unsere Ergebnisse deuten auf ein spezifisches Energiemanagement bei Menschen“, sagt Bożek. „Das Gehirn nutzt Energie für unsere außergewöhnlichen Denkleistungen auf Kosten schwacher Muskeln.“ Zwar sei das noch eine Hypothese, gesteht Koautor Patrick Giavalisco vom Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie. Immerhin aber habe man in einem weiteren Experiment streng empirisch die Muskelkraft der nichtmenschlichen Primaten bestätigt: Die Forscher führten einen Seilzieh-Wettbewerb zwischen Schimpansen, Makaken und Menschen durch. „Die Affen gewannen mit Leichtigkeit gegen durchtrainierte Bergsteiger und sogar professionelle Basketballspieler“, berichtet Giavalisco.
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