Forschung in Gombe

Auf den virtuellen Spuren von Jane Goodall

Bekannte Schimpansen aus Gombe

David Greybeard

Das TIME-Magazine nannte ihn eines der 15 einflussreichsten Tiere aller Zeiten. Leicht erkennbar an seinem silbergrauen Bart war er der erste Schimpanse, der sich von Jane Goodall beobachten ließ und so den Weg für ihre bahnbrechende Forschung ebnete.

Ihm hat Jane zwei ihrer bahnbrechenden Beobachtungen zu verdanken: David stellte vor ihren Augen ein Werkzeug zum Fischen von Termiten her und verzehrte das Fleisch eines Flussschweinjungen. Bis dahin hielt man Schimpansen für Pflanzenfresser. Durch David verlor die Bezeichnung des Menschen als „Werkzeughersteller“ in der Differenzierung zum Menschenaffen seine Gültigkeit. Eine wahre Revolution in der Forschung.

Ohne sein wohlwollendes Wesen und seine ruhige Art hätte Jane die Schimpansen von Gombe vielleicht nie kennengelernt. 1968 starb David Greybeard an einer Lungenentzündung. „Ich habe um ihn getrauert wie um keinen anderen Schimpansen davor oder danach“, schrieb Jane später in ihrem Buch The Chimpanzees of Gombe: Patterns of Behavior. 

Gremlin

Seit ihrer Geburt 1970 wird Gremlin vom Team in Gombe beobachtet. Somit zählt die Schimpansin zu jenen Individuen, über die eine Langzeitstudie existiert. Als eines der ältesten Mitglieder der G-Familie ist die Matriarchin für ihre große Mutterliebe bekannt. So hat sie bereits im Alter von 10 Jahren die Fürsorge für ihren kleinen Bruder Gimble übernommen, aber auch als Großmutter ist sie unentbehrlich.

Gremlin hat fünf überlebende Kinder. Die berühmtesten dieser Nachkommen sind ihre Zwillinge Golden und Glitter. Sie schaffte es beide Schimpansenbabys gleichzeitig groß zu ziehen. Heute unterstützt sie bei der Aufzucht ihrer Enkelkinder und dominiert mit ihren drei erwachsenen Töchtern die weibliche Linie der Kasakela-Schimpansen.

Gremlin gilt als fürsorgliche, warmherzige und sanftmütige Schimpansin.

Flo

Eine der ersten Besucherinnen im Camp von Jane war die alte Flo. Die 1919 geborene Schimpansin war aufgrund ihrer zerfransten Ohren und ihres schütteren Fells am Kopf unverwechselbar. Jane mochte Flo aufgrund ihrer markanten Persönlichkeit: „Sie war aggressiv, hart im Nehmen und gewiss die dominanteste unter den Schimpansinnen.“ In Gombe wurde sie über all die Jahre als erstklassige Mutter bekannt: Gelassen, tolerant, verspielt und beschützend, doch stets auf Disziplin bedacht.

Ihr Tod 1972 hinterließ eine enorme Lücke und erstmals konnte Jane beobachten, wie sehr Trauer eine Rolle spielte. Flo´s Sohn Flint vermisste seine Mutter derart, dass er abmagerte, in große Schwermut verfiel und wenige Wochen später an derselben Stelle wie seine Mutter verstarb.

Flo ist die einzige Schimpansin, die mit einem Nachruf in der britischen Sunday Times geehrt wurde.  Sie war der Beginn der erfolgreichen F-Familie der Kasekela-Gruppe von Gombe.

Fifi

Die 1958 geborene Fifi zählt zu den zentralen Persönlichkeiten der berühmten Kasekela-Gruppe in Gombe. Ihre Mutter Flo erzog sie gekonnt und auch unter dem Schutz ihrer Brüder wuchs sie zu einem hochrangigen Weibchen heran. Sie trug viel zu Janes und somit unserem Wissen über mütterliches und sexuelles Verhalten sowie die weibliche Hierarchie bei Schimpansen bei. Mit 44 Jahren wurde sie zum 9. Mal Mutter und es ist bis heute erstaunlich: sie verlor nur zwei ihrer Jungen.  Die meisten Schimpansinnen können nur zwei bis drei ihrer Kinder bis zur Geschlechtsreife großziehen. Sie ist auch die Mutter der bekannten Männchen Freud und Frodo.

Als Fifi 2004 mit ihrem Jüngsten spurlos im Regenwald verschwand, war das für alle im Gombe Stream Research Centre ein riesiger Verlust. Schock und Trauer waren besonders für Jane Goodall groß, denn die beiden Mütter verband eine enge Beziehung. Auch nach dem Ende ihre Tätigkeit in Gombe 1986 kehrt die Forscherin jährlich ins Camp zurück. Fifi kam immer dort vorbei, um Jane zu beobachten und die beiden zelebrierten still ihr Wiedersehen.

Goodali

Dieser Schimpanse ist zurzeit eines der jüngsten Mitglieder der Gombe Stream-Familie. Als ihn seine Mutter Gremlin 2019 auf die Welt brachte, staunten die Wissenschaftler:innen über seine Geburt nicht wenig: Seine Mutter war mittlerweile knapp 50 Jahre alt. Sie stellte sich als erfahrene Matriarchin allen Widrigkeiten und überzeugt alle mit ihrer Widerstandskraft.

Goodali wächst bestens unter ihrer Obhut heran und ihre innige Bindung ist für alle im JGI sowie das Team in Gombe stets eine Motivation und Inspiration, diese einmalige und kostbare Schimpansen Gruppe von Gombe zu schützen.

Viele neue Erkenntnisse über die Familiengruppen und deren soziales Gefüge konnte Jane Goodall im Zuge ihrer jahrzehntelangen Forschung gewinnen. Ihr haben wir unser heutiges Wissen über die Lebensphasen und die Gesellschaft der Schimpansen zu verdanken.

Bahnbrechende Entdeckungen aus Gombe

In den 1960er Jahren machte Jane Goodall im Gombe Stream Nationalpark bahnbrechende Entdeckungen über das Verhalten von Schimpansen. Es folgte eine Revolution in der Wissenschaft und zur herrschenden Meinung über die Entwicklung von Primaten.

Schimpane verwendet einen Halm als Werkzeug um Termiten zu fischen.

Werkzeuge

Schimpansen stellen Werkzeuge her, etwa indem sie Blätter von Zweigen entfernen um dann damit nach Termiten zu „fischen“.

Schimpansin mit ihren zwei kleinen Schimpansen-Kindern.

Mutter-Kind

Lernen für’s Leben: Bis zu ihrem 6. Lebensjahr sind Schimpansenkinder von ihrer Mutter abhängig und werden liebevoll versorgt.

Zwei Schimpansen, die sich liebevoll umarmen und Mitgefühl ausdrücken.

Mitgefühl

Auch Schimpansen können selbstlos agieren und sich für andere, etwa junge Mitglieder der Gruppe oder ihre Freunde, einsetzen.