Felix Gottwalds wertvollste Reise

Felix Gottwalds wertvollste Reise
18. März 2013 jgi-admin

Felix Gottwald hilft bei AufforstungÖsterreichs erfolgreichster Olympiasportler besuchte zwei Wochen unsere Projekte in Uganda – ein Reisebericht voll arbeitsreicher, berührender, afrikanischer Momente.

Ich habe so unendlich viel gelernt. Es war meine wertvollste Reise. Solche Begegnungen vergisst man ein Leben lang nicht“. Felix Gottwald war beim Interview mit der Kronen Zeitung nach seiner Rückkehr sichtlich bewegt. Keine Frage – Afrika und seine Menschen haben Spuren hinterlassen.

Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit

In der Morgendämmerung landet die Maschine in Entebbe. Uganda begrüßt uns mit tropischer Wärme, Vogelgezwitscher und Moskitos. Wir – das sind Felix Gottwald, sein Manager Michael Holzer, Andrea Thek und Klaus Achter von SERVUS TV, Robert Tritscher, Fotograf Bernhard Eder, Filmer Christian Goriupp sowie Walter Inmann, Gudrun Schindler-Rainbauer und Nikola Reiner-Rautek vom JGI-A – grüßen verantwortungsbewusst zurück: mit Moskitospray und Whiskey, ganz im Sinne von Jane Goodall und der Desinfektion. Unsere erste Afrika-Lektion: Warten. Auf unseren Fahrer. Eine afrikanisches Sprichwort besagt: „Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit“.

Mit breitem Grinsen und dem zweiten Afrika-Learning „das ist alles kein Problem“ auf den Lippen – liefert unserer Fahrer uns schließlich beim Jane Goodall Institut-Uganda ab. Stolz präsentiert der Leiter, Panta Kasoma, die Projekte die wir mit Spendengeldern aus Österreich unterstützen. Einige davon werden wir besuchen und mithelfen. Wir sind voller Tatendrang, doch erstmal heißt es sitzenbleiben und lauschen. Wie war noch mal die erste Lektion? Genau! Und schließlich schneit nicht alle Tage einer der erfolgreichsten Nordischen Kombinierer der Welt herein. Schon in den ersten Stunden ist klar: Felix ist nicht nur Ehrenbotschafter auf dem Papier oder fürs Fernsehen – er ist es aus ganzem Herzen. Geduldig und interessiert hört er zu, hat ihn der Afrikavirus schon gepackt?
Der Schrei der Schimpansen

Am nächsten Morgen wandeln wir auf den Spuren von Jane Goodall. Im Budongo Forest marschieren wir querwaldein durch den Primärurwald: Schimpansen-Trekking. Stilsicher mit unseren Socken über die Hosenbeine gestülpt geht es im Gänsemarsch dem Guide hinterher. Wer wohl den ersten wildlebenden Schimpansen sehen, hören, riechen wird? Spannung liegt in der Luft. Felix berührt einen der gigantischen Mahagonibäume. Auch die Schimpansen nutzen die Brettwurzeln der mächtigen Urwaldriesen zur Verständigung. Es scheint zu wirken.

Der erste Schimpansenruf – live, dolby-surround und unbeschreiblich schön. Der Gänsemarsch-Trupp hat Gänsehautfeeling. Fünfzehn Bäume und zwei Hügel weiter – wir haben längst die Orientierung an die wadelzwickenden Riesenameisen abgegeben – sehen wir sie: Hoch oben in den Kronen der Bäume wird gerade zufrieden gespeist. Wir spüren: so sollten alle Schimpansen leben! Gedankliche Notiz: noch mehr Anstrengung ins Aufforstungsprojekt legen, damit die rund 5000köpfige Schimpansenpopulation Ugandas eine langfristige Überlebenschance hat.
Afrika wie aus dem Bilderbuch

Gibt es etwas Schöneres als so richtig auszuschlafen? Ja, und dazu gehört definitiv ein afrikanischer Sonnenaufgang mit anschließendem Game Drive im Murchison Falls Nationalpark. Giraffen, Elefanten, Büffel und Antilopen streifen durch die Savanne. Die Fotoapparate, aus irgendeinem Grund sind es mehr als Reiseteilnehmer, kriegen von der afrikanischen Lebensweisheit Nr. 3 „pole, pole“ = „langsam, langsam“, nichts mit. Für Aufnahmen des SERVUS-TV-Teams wagt sich Felix sogar aus dem Auto. Unser Fahrer lacht. Da könnten überall Löwen lauern, aber wie wir wissen: „das ist alles kein Problem da“. Spannend wird es dann gleich noch mal bei der Bootsfahrt am Nil als ein Krokodil überlegt an Board zu kommen. Die ugandische Art den Puls des Spitzensportlers zu beschleunigen. Kontemplativer geht es beim Aufstieg zum Murchison Fall zu: 3.000 km3 Wasser pro Sekunde stürzen 43 Meter tosend in die Tiefe – aus jeder Perspektive schlicht zu atemberaubend um es in Worte zu fassen.

Bäume pflanzen will gelernt sein

Schon mal was von ugandischer Gründlichkeit gehört? Nein? Wir erfahren sie im Education Center des JGI in Kigaaga (Bezirk Hoima) am eigenen Leib: einfach so schnell mal 2456 Bäume pflanzen? Die Österreicher sind schon ein lustiges Völkchen! Bei gemäßigten 35 Grad im Schatten darf Felix alle Schritte des Baumpflanzlehrlings durchlaufen: Samen säen, Erde lockern und in kleine Hüllen füllen, zarte Setzlinge pikieren, größere umpflanzen und bewässern, Sonnenschutz errichten. Die anfängliche Ehrfurcht der Einheimischen gegenüber dem 3fachen Olympiasieger und 3fachen Weltmeister wandelt sich bald in Begeisterung – Felix rackert als gelte es die Welt an diesem einen Tag zu retten! „Das was ihr gemeinsam mit dem Jane Goodall Institut hier macht verdient Respekt und es ist mehr wert als drei Goldmedaillien zu gewinnen“, zeigte er sich im Gegenzug von den Leistungen der Menschen berührt. Zum Dank hat die Community für uns Landestypisches gezaubert: die Nationalspeise Ugandas, „Matoke“ (gedämpfte Kochbanane), Hühnereintopf, Reis, Brotfrucht und Obst. Die nächsten Tage vertiefen wir die erworbenen Baumpflanzkenntnisse.

Das gemeinsame Arbeiten gibt Hoffnung – uns und den Menschen vor Ort. Ziel ist es, über den Projektzeitraum insgesamt 400.000 Bäume zu pflanzen und so Lebensraum für Schimpansen, zahlreiche andere Tiere und ein intaktes Ökosystem für die einheimische Bevölkerung schaffen. Bei staubtrockener Erde müssen wir bald erkennen wie fordernd diese Arbeit ist, aber auch wie wichtig. Felix hat Blasen an den Händen, aber er arbeitet weiter – mit einem Lächeln auf den Lippen.

Das Fest des Lebens oder ein Star zum Angreifen

Für unseren letzten Aufforstungstag hat sich die Community etwas Besonderes überlegt: wir pflanzen gemeinsam mit Schulkindern. Dank Spendengeldern ist es möglich schon den Jüngsten die Bedeutung eines intakten Ökosystems deutlich zu machen. Wieder mal rinnt der Schweiß: beim Wasserholen von der Quelle, beim Reinigen derselben und beim Bäume pflanzen. Aber was für eine Stimmung! Am Nachmittag ist es vollbracht – 2456 Bäume, die wir dank der Baumpatenschaften pflanzen durften, sind gesetzt, geküsst und bewässert!

Wahrlich ein würdiger Partnerwald zum Jane-Goodall-Wald in Kitzbühel! Weil Afrika nicht Afrika wäre, wenn das Leben nicht zelebriert wird – gibt es zur feierlichen Eröffnung des Felix-Austria-Forest Gesang und Tanz. Wie schon in den letzten Tagen beim Arbeiten ist Felix auch hier ein Star zum Angreifen – begeistert hüpft er zu ugandischen Klängen über die rote Erde und macht mit den Kindern ein Wettrennen. Sagen wir, er ist bester Österreicher geworden! Zum Abschied spricht er der Community seinen Dank aus: „Durch euren Einsatz tut ihr nicht nur für euch und Uganda Gutes, sondern für die ganzen Welt.

„Zuerst musste ich hungern“…

…sind die emotionalen Worte des Farmers, der uns am nächsten Tag seine bestellen Felder zeigt. Dank dem Startkapital aus österreichischen Spendengeldern kann er jetzt nicht nur seine 6köpfige Familie ernähren, er kann auch seine Kinder in eine gute Schule schicken. Bescheiden und doch stolz zeigt er uns seine kleine Farm: eine Ziegenzucht – die erste weiblich Ziege hat er entsprechend dem JGI-Grundsatz des gegenseitigen Helfens an eine andere Familie weitergegeben – seine Bienenstöcke und Ananasfelder. Allen Reiseteilnehmern ist klar: vergleichsweise wenig Geld macht hier einen unbeschreiblichen Unterschied. In Zukunft wollen wir weitere Farmer mit dem „Sustainable Livelihood Project“ unterstützen, denn diese Art der „Hilfe zur Selbsthilfe“ trägt sichtbare Früchte!

Noch viel zu tun: die Batwa Pygmäen

Die letzte Station unserer Reise führt uns in den Südwesten Ugandas auf über 2000 Höhenmeter zu den Batwa Pygmäen. Als wir ankommen ist gerade Erntezeit. Frauen stehen barfuss auf einem steilen Feld und klauben Kartoffeln. Unser „Organic Farming Projekt“ bringt erste Erträge für die Pygmäen, auch wenn sie noch deutlich mehr Anbaufläche benötigen damit alle Familien satt werden. Gemeinsam steigen wir den Berg hinauf zu ihren Hütten – die Frauen tragen dabei die 25kg schweren Kartoffelsäcke auf dem Kopf und ihre Babys am Rücken. Der malerische Ausblick auf die grün bewachsenen Berghänge und den in der Sonne schimmernden Lake Bunyonyi im Tal steht im krassen Gegensatz zur Lebenssituation der Batwa. In notdürftig aus Stroh und teilweise Lehm errichteten Hütten haben auch in kalten Gebirgsnächten nur die Kinder Platz – für die Erwachsenen muss ein Platz unter freiem Himmel reichen. Felix scherzt mit den Kindern, aber hier ist es doch anders als in Kigaaga. Zuversicht schöpfen wir beim Besuch des im Dezember 2012 vom JGI-A erworbenen Grundstücks am Lake Bunyonyi. An diesem bezaubernden Flecken Erde errichten wir eine Schule und Unterkünfte für die Kinder der Batwa Pygmäen. Denn nur mit langfristig angelegter Bildung haben sie die Chance dem Armutskreislauf zu entkommen.

Am Abend in unserer Lodge lassen wir am Lagerfeuer die Reise Revue passieren – schwer bei so vielen Eindrücken. So manche Unsicherheit vom Anfang der Reise – vor dem Unbekannten, den Moskitos oder klassischen Reisekrankheiten – ist längst unzähligen wertvollen Erlebnissen gewichen. Ein Virus hat uns dennoch erfasst: wir brennen für Uganda, seine Menschen und seine wunderschöne Natur. Felix ist sich sicher, dass er wieder kommen möchte: „Jane Goodall hat so eine wichtige Mission, es ist schön ein Teil davon zu sein“.

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