Im Zuge der Veranstaltung “Rohstoffe: Weniger ist fair!?” am 16. Juni im Haus der EU diskutierten Entscheidungsträger:innen aus Politik und Verwaltung mit Rohstoffexpert:innen der AG Rohstoffe über Herausforderungen und Chancen im Rohstoffsektor.
Durch die Nachfrage nach sogenannten „Transition Minerals“, wie Kupfer, Nickel, Aluminium, Kobalt, Lithium und Seltenen Erden, bringen wir aber Menschen und die Umwelt in den (geplanten) Abbau-Regionen zusätzlich unter Druck. Neben den üblichen Versprechen von Arbeitsplätzen und Entwicklungsfortschritten werden Bergbau-Projekte nunmehr auch mit dem Argument, dass die Rohstoffextraktion zur Rettung des Planeten vor dem Klima-Kollaps schlichtweg unumgänglich sei, vorangetrieben.
In ihrem Videostatement betonten Samantha Hargreaves aus Südafrika, Koordinatorin des Frauen-Netzwerks WoMin African Alliance und Javier Jahncke, auf Bergbau spezialisierter Menschenrechtsanwalt aus Peru, dass der Raum für Kritik und demokratische Entscheidungsprozesse dadurch oftmals kleiner wird. „Das Recht hinkt in vielen Fällen der Globalisierung hinterher“, betonte auch Ministerin Alma Zadić in ihrem Eingangsstatement.
Inwiefern mit der österreichischen Kreislaufwirtschaftstrategie und dem EU-Lieferkettengesetz, maßgebliche Schritte gesetzt werden, um den Umgang mit Rohstoffen fairer und umweltschonender zu gestalten diskutierten am Podium:
- Günther Sidl – Abgeordneter zum Europäischen Parlament
- Mario Micelli – Referent bei Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft
- Christian Holzer – Leiter der Sektion Umwelt und Kreislaufwirtschaft im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
- Javier Jahncke – auf Bergbau spezialisierter Menschenrechtsanwalt aus Peru
- Anna Leitner – Expertin für Ressourcen und Lieferketten bei GLOBAL 2000, Vertreterin der AG Rohstoffe
- Lukas Steiner – Head of Operations & Business Development bei Polestar und
- Anna Meyer – Climate Actions Researcher bei Montanuniversität Leoben
Die Diskutant:innen war sich einig, dass das Lieferkettengesetz Chancen bieten soll, Menschenrechts- und Umweltschutz entlang der gesamten Wertschöpfungskette – also vom Rohstoffabbau bis zur Entsorgung eines Produkts – verbindlich zu machen. Nur so kann ein sorgsamer Umgang mit Rohstoffen wirtschaftlich attraktiver werden. Der gesamtheitliche Ansatz des Lieferkettengesetzes schafft zudem wichtige Synergien mit der Kreislaufwirtschaftsstrategie. Ausbeutung von Mensch und Natur, sowie rücksichtslose Verschwendung von Ressourcen werden dann nicht mehr marktfähig sein – stattdessen rücken Aspekte wie Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Recycling in den Vordergrund.
Klar wurde aber auch, dass wir dringend unser eindimensionales Denken „Bedarf feststellen – Bedarf absichern“ überwinden und einen Schritt zurücktreten und überlegen müssen, wie wir mit Rohstoffen umgehen, und wozu wir sie wirklich brauchen. Selbstverständlich muss eine gerechte Umverteilung angestrebt werden aber auch eine neue Definition von Wohlstand darf in der weiteren Diskussion nicht fehlen. In Anbetracht der Tatsache, dass Mensch rund um den Globus in erster Linie umgeben von intakter Natur mit Zugang zu sauberem Wasser und sauberer Luft und eingebettet in funktionierende soziale Beziehungen leben möchten, sollte auch über gelingende Möglichkeiten von Postwachstumsökonomie nachgedacht werden.
Fotocredit: (c) GLOBAL 2000/Christopher Glanzl