Dass Gähnen ansteckend ist, ist bekannt. Neueste Forschungen ergaben, dass auch Schimpansen sich von menschlichem Gähnen anstecken lassen. Bisher galt dies nur innerhalb miteinander vertrauter Schimpansen als gesichert.
Von diesem “Einfühlungsvermögen” berichten zwei US-Forscher von der Emory University (Lawrenceville) im Fachjournal “Proceedings of the Royal Society B“. Sie vermuten, dass positive Erfahrungen mit einer fremden Art die Voraussetzung für solch ein empathisches Empfinden ist.
Ansteckendes Gähnen ist für Wissenschaftler ein Mittel, um das Ausmaß der Empathie bei Menschen oder anderen Tieren zu testen. Der Verhaltensforscher Frans de Waal und sein Kollege Matthew Campbell hatten bereits vor einigen Jahren gezeigt, dass Schimpansen sich vom Gähnen anderer Schimpansen anstecken lassen – allerdings nur, wenn diese zu ihrer sozialen Gruppe gehören.
Nun wollten die Forscher herausfinden, inwieweit Angehörige anderer Arten empathisches Verhalten bei Schimpansen hervorrufen und spielten dazu Schimpansen eine Reihe von Gähn-Videos vor. Einige der Menschen waren den Schimpansen bekannt, andere hatten sie noch nie zuvor gesehen. Das Ergebnis war erstaunlich. Während die Schimpansen sich sowohl von den vertrauten und unbekannten Menschen anstecken ließen, zeigten sie auf das Gähnen von Blutbrustpavianen und unbekannten Schimpansen keine Reaktion.
Die Forscher schließen daraus, dass Schimpansen nicht jedes einzelne Individuum kennen müssen, um mit ihm mitzuempfinden, es muss aber zu einer Art gehören muss, zu der sie in der Vergangenheit positive soziale Beziehungen hatten. In freier Natur begegneten sich fremde Schimpansen feindselig, und diese Feindseligkeit stehe dem empathischen Empfinden entgegen. Ihre Untersuchung zeige, dass Empathie mit anderen Arten keine ausschließlich menschliche Eigenschaft sei.
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