Am Internationalen Tag des Friedens, am 21.09., äußerte sich UN-Friedensbotschafterin Dr. Jane Goodall zur Situation der Flüchtlinge in Europa, bedankte sich bei den unzähligen freiwilligen Helfern und ruft zu einem friedvollen Miteinander auf.
Auf der ganzen Welt setzten heute Roots & Shoots-Gruppen Zeichen für den Frieden. Dass dieses Thema in Österreich derzeit besonders aktuell ist, zeigen die Zahlen der Friedensaktion von Roots & Shoots in Österreich: waren es im letzten Jahr 125 Schulen die an der Aktion teilnahmen, liegt die Zahl heuer bei 405! Jane Goodall und das JGI-A freuen sich über die große Bereitschaft von LehrerInnen und SchülerInnen bei dieser Aktion für ein friedvolles Miteinander dabei zu sein. Im kommenden Jahr wird das JGI-A mit seinen Roots & Shoots-Gruppen einen Schwerpunkt auf die Integration von Flüchtlingskindern in Österreich legen.
Neben dem kurzen Video-Statement hat Jane Goodall einen bewegenden Brief zu dieser Situation verfasst, in dem Sie Ihr Mitgefühl für die Flüchtlinge zum Ausdruck bringt und uns alle dazu aufruft unsere Herzen für diese Menschen zu öffnen:
“21. September, 2015. Der Weltfriedenstag bricht an – in einer Welt, in der für so viele Menschen der Gedanke, in Frieden zu leben, unwirklich erscheinen mag, wie ein entfernter Traum. Wir alle müssen an diesem so wichtigen Tag an diejenigen denken, die in Ländern leben, die durch Krieg und Gewalt zerrüttet und zerstört sind. Wir müssen für diese Menschen beten, die ihr Zuhause verlassen müssen, die vor unsagbarer Gewalt, Schrecken, Elend und tödlicher Armut fliehen müssen.
Ich empfinde tiefste Dankbarkeit für all jene, die nicht nur händeringend dieser Flüchtlingskrise gegenüberstehen, sondern aktiv helfen. Die die erschöpften, trauernden und verzweifelten Menschen willkommen heißen und ihren so wichtigen Beitrag mit Sach-, Zeit- oder Geldspenden leisten.
Viele Monate haben wir die Not von Hunderttausenden von Flüchtlingen, die nach Europa und in die Nachbarländer strömen, beobachtet. Für die meisten Menschen, die diesen Strom menschlichen Elends auf ihren Fernsehschirmen verfolgten, war das alles schockierend, tragisch – aber unwirklich. Eine Tragödie zu groß, um sie wirklich zu verstehen.
Doch dann erschien dieses eine Bild, eines von tausenden Bildern, das sich direkt in unsere Herzen eingebrannt hat. Ein kleiner syrischer Bub, 3 Jahre alt, Aylan Kurdi, der gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Mutter im Mittelmeer ertrunken ist. Das Foto zeigt, wie der winzige Körper vorsichtig aus dem Wasser getragen wird.
„Menschlichkeit wird angespült” lautete eine der vielen Überschriften in der Presse. Und sie verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Aylan wurde zum Symbol der Flüchtlingskrise, die über Europa hereinbricht. Plötzlich sind wir ein Teil davon, direkt betroffen, die Realität hat uns eingeholt. „Angenommen, das wäre unser Kind gewesen?“, dachten sich viele Eltern.
Die Geschichten der einzelnen treffen uns direkt in unseren Herzen, helfen uns dabei, zu verstehen, dass diese Flüchtlinge reale Personen mit Hoffnungen und Ängsten sind. Sie helfen uns dabei, uns vorzustellen, wie es sein muss, solche Verzweiflung, Angst, Hoffnungslosigkeit zu empfinden, dass wir sogar unser Leben und das unserer Kinder riskieren, nur damit wir irgendwo auf dieser Welt Sicherheit finden. Und Frieden.
Am Weltfriedenstag, wenn die Friedensglocke im New Yorker Hauptsitz der UNO läutet, dann lassen Sie uns alle inne halten und darüber nachdenken, ob wir aktiv etwas tun können, damit sich etwas verändert. Denn wir können eine Lösung dieses Problems nicht nur den Politikern alleine überlassen.
Wir sind alle in der glücklichen Lage, dass wir in Frieden leben. Aber wir sollten diesen Frieden nicht als Selbstverständlichkeit erachten. Wir müssen daran arbeiten, diesen Frieden für unser Leben, unsere Gemeinschaft und unsere Länder zu erhalten.
An diesem internationalen Weltfriedenstag hoffe ich wirklich, dass wir alle uns Zeit nehmen und an die Millionen von Menschen denken, die weder heute in Frieden leben, noch in der Vergangenheit in Frieden leben konnten. Viele verstehen die Not und das Elend der Flüchtlinge sicherlich nur zu gut, weil sie selbst vor Gewalt fliehen mussten. All die anderen, die diese traurige Erfahrung glücklicherweise in ihrem Leben nicht machen mussten – dazu zähle ich auch mich – nehmen wir uns ein bisschen Zeit. Versuchen wir uns, in die Lage vieler unserer Mitmenschen zu versetzen. Stellen Sie sich vor, es war nicht der kleine Aylan, dessen Schicksal uns so bewegt hat, sondern das Schicksal Ihres eigenen Kindes. Und dann, dann folgen Sie einfach Ihrem Herzen.
Mit Hoffnung und Dankbarkeit für alle die bereits helfen,
Jane Goodall”
Danke an Mag. Michaela Leithner, MA, SMILE-Translations Organisation GmbH, für die Übersetzung ins Deutsche.