Im Jahr 2007 hat die „International Ranger Federation (IRF)“ den 31. Juli als „World Ranger Day“ ins Leben gerufen, um die Arbeit und den Einsatz von Ranger:innen zu würdigen. Sie setzen sich für den Erhalt der Tier- und Pflanzenvielfalt ein und tragen mit ihrem Engagement zur Bewahrung des Naturerbes und dem Schutz der diversen Lebensräume auf aller Welt bei. Ihre Aufgaben sind so vielfältig wie die Gebiete, die dank ihnen geschützt werden. Sie sind in der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung tätig, vermitteln ihr Wissen und bringen Naturfreund:innen die Geheimnisse der Natur näher. Sie tragen durch Monitoring und Datenerfassung wesentlich dazu bei, neue Erkenntnisse bei wissenschaftlichen Projekten zu gewinnen. Pflegearbeiten, Maßnahmen zum Artenschutz und die Gebietskontrolle mit der Überwachung von Schutzbestimmungen und deren Einhaltung sind wesentliche Bestandteile ihrer Arbeit.
Möchten Sie diese Arbeit unterstützen? Wir sind dankbar für jede Hilfe, damit die Ranger im Kibale National Forest, im Kongo, in Gombe und in vielen anderen JGI-Projektgebieten durchführen können.
Leben riskieren, um Leben zu schützen
Rund 300.000 Ranger:innen sind global in National- und Naturparks, Biosphärenreservaten und Wildnisgebieten tätig. All diese Frauen und Männer sind nicht nur Botschafter:innen dieser Schutzgebiete, sondern viele von ihnen riskieren täglich ihr Leben. Daher wird am World Ranger Day auch der verletzten oder im Einsatz getöteten Ranger:innen gedacht. In Ländern, in welchen illegale Jagd und der Handel mit Bushmeat sowie mit exotischen Wildtieren florieren, stehen sie bei ihrer Arbeit bewaffneten Wilderern gegenüber. Besonders in Afrika bedeutet der Einsatz der Wildhüter:innen für den Artenschutz nicht nur persönlichen Verzicht, sondern leider auch direkte Lebensgefahr. Erst im vergangenen Winter hat die Ermordung von sechs Rangern im Virunga-Nationalpark erschütternd gezeigt, wie hoch das Gewaltpotential der Wilderer ist.
Bushmeat – illegaler Handel mit Wildtieren
Der illegale Handel mit Wildtieren – sowohl als Nahrungsmittel als auch als exotische Haustiere – bedroht Schimpansen und andere Primaten vom Aussterben. Laut JGI-International sterben jedes Jahr etwa 3000 Menschenaffen – zwei Drittel davon Schimpansen – aufgrund von Wilderei und des Handels mit Bushmeat. Wissenschaftler:innen, die mittels Monitoring den Bestand der freilebenden Menschenaffen beobachten und erheben, schätzen dass es heute kaum noch mehr als 350.000 Schimpansen in Äquatorialafrika gibt. Als Jane Goodall ihre Forschungstätigkeit 1960 in Gombe (Tansania) begann, lebten noch 1,2 Mio. Schimpansen.
Wildfleisch ist nicht nur auf den lokalen Märkten zu finden, sondern in vielen internationalen Küchen. Der Handel und der Export von exotischem Fleisch sowie anderen tierischen Produkten ist ein lukratives Geschäft und der internationale Handel floriert. Daher ist der Einsatz von Ranger:innen in Schutzgebieten umso wichtiger geworden.
Zusammenarbeit: Lokale Gemeinschaften & JGI
Seit Jahrzehnten setzt sich das Jane Goodall Institute zur Rettung der wildlebenden Schimpansen ein und Dank der langjährigen Bemühungen von JGI vor Ort sind lokale Gemeinschaften im gesamten afrikanischen Schimpansengebiet unsere Partner bei der Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels. Das JGI Austria unterstützt seit 14 Jahren das „Kibale Snare Removal Project“, ein Programm zur Fallenentfernung im Kibale Forest Nationalpark in Uganda, dem Regenwald mit der höchsten Primatendichte aller Schutzgebiete Afrikas. Das bereits 1997 von der Ugandischen Wildtierbehörde UWA (Uganda Wildlife Authority) und Prof. Richard Wrangham (Kibale Chimpanzee Project) ins Leben gerufene Programm beschränkt sich nicht nur auf die Aufdeckung illegaler Jagdaktivitäten, sondern auf jegliche Art von illegaler Aktivität, die Tieren und Pflanzen schaden und sensibilisiert die Bevölkerung – allen voran Schulkinder – für den Schutz dieses wunderbaren Waldes mit all seinen Bewohnern. Wie notwendig all diese Tätigkeiten sind, zeigt die Tatsache, dass ein Drittel der Schimpansenpopulation Ugandas bereits bleibende Missbildungen von Fallen aufweist. Diese schränken die Tiere nicht nur in ihrer Fortbewegung oder Bewältigung ihres Alltages ein, hat auch gravierende Auswirkungen auf die sozialen Hierachien, die Fortpflanzung und somit den Bestand der Populationen. Im Kibale Nationalpark sind Teams des Snare Removal Programs im Dauereinsatz, um brutale Tritt- und Schlingfallen aufzuspüren und zu entfernen. Sie schützen 1450 Schimpansen in diesem Gebiet und setzen dabei täglich ihr Leben aufs Spiel, denn bei der illegalen Jagd nach Buschfleisch schrecken Wilderer vor nichts zurück. Erst im Dezember 2020 wurde ein Ranger getötet.
Erschwerte Arbeit aufgrund von Corona
Mit der andauernden Corona-Pandemie hat sich die Arbeit der Ranger:innen weltweit verändert. Durch das Ausbleiben des Tourismus blieben auch die für viele Länder wichtigen Einnahmen aus. Ein Großteil dieser Einnahmen bildet jedoch die Grundlage für die Löhne und die Ausgaben wie etwa für Ausrüstung von Ranger:innen. Vielerorts konnten Ranger:innen daher nicht im Einsatz sein und es kam zu einem Anstieg von Wilderei. Dank der großzügigen Unterstützung von Spender:innen und der Hilfe des JGI Austria sowie den JGIs aus der Schweiz und den Niederlanden musste das Team des „Kibale Snare Removal Project“ jedoch nie einstellen. Ganz im Gegenteil: Die Ranger haben sich freiwillig in die Wälder zurückgezogen, um dort in Quarantäne bzw. Isolation zu gehen. Denn zu allem Leidwesen kam auch die Gefahr der Übertragung des Corona-Virus von Menschen auf Menschenaffen hinzu. Die Ranger:innen kamen in ihrer täglichen Arbeit oft an ihre Leistungsgrenzen: Sie verzichteten für längere Zeit nicht nur auf das Zusammenleben mit ihren Familien in ihren Dörfern, sondern wohnten in Zelten, waren sowohl der Regenzeit als auch der permanenten Gefahr durch skrupellose Wilderer ausgesetzt.
Erfolge für den Schimpansenschutz
Doch für Paul Mugisha, dem Chef der Ranger, und seinem gesamten Team gilt ihr ganzer Einsatz den Menschenaffen: „Die Schimpansen sind unsere nächsten Verwandten. Sollten sie aus unseren Wälder einmal verschwinden, dann wird dies verheerende Folgen für uns alle haben. Jede Tier- und Pflanzenart, die ausstirbt, ist ein Verlust für ein Ökosystem. Die Schimpansen sind in den Wäldern Afrikas beheimatet und das darf sich nicht ändern.“ Trotz schlechterer Rahmenbedingungen aufgrund der Pandemie wurde das vergangene sowie das heurige Jahr dank des Einsatzes der Wildhüter zum großen Erfolg: Tag und Nacht konnten 663 Patrouillen (2019: 554) durchgeführt und 538 Fallen entfernt werden. 2019 waren es noch 617 Fallen – auch hier sieht man durch die permanente Präsenz, dass die Wilderei in diesem Gebiet eingedämmt werden konnte. Kein Schimpanse wurde 2020 getötet und nur ein Tier durch eine Falle verletzt.
Lockdown in Uganda
Über ein Jahr lang mussten die Ranger im Kibale Nationalpark unter verschärften Bedingungen ihre Patrouillen durchführen. Dann folgte im Frühling eine kurze Atempause. Doch nun hat im Frühsommer die dritte Corona-Welle Afrika erreicht und vor allem aus Uganda, dem Kongo und aus Südafrika erreichen uns mehrmals die Woche Nachrichten aus unseren Projektgebieten. In Uganda wurde wieder ein Lockdown verordnet, Impfungen und sanitäre Mittel sind Mangelwaren.
Nun sind wir alle wieder gefordert: Die Ranger vor Ort kämpfen unermüdlichen gegen Wilderer, das JGI-Uganda arbeitet im Rahmen seiner Projekte, um den Bushmeat- sowie Wildtierhandel zu verhindern und wir, das JGI Austria versucht mit allen Mitteln, diese Arbeit der Menschen vor Ort zu unterstützen. Der 31. Juli soll nicht nur ein Gedenktag sein! Tagtäglich sind Rangerinnen und Ranger für den Schutz unsere Natur mit all ihren Kostbarkeiten im Einsatz. Jeder negative Eingriff in ein Ökosystem, jeder Verlust einer einzelnen Spezies trägt dazu bei, dass Umweltzerstörung, Klimawandel und soziale Probleme noch rascher voranschreiten.
Der „World Ranger Day“ ruft uns in Erinnerung, welche Leistung hinter all diesen Projekten steckt. Aber auch an allen anderen Tagen sollte uns bewusst sein, welche großartige und wichtige Arbeit die Ranger:innen für Mensch, Tier und Umwelt leisten!