Aufforstung muss mehr sein als Bäume pflanzen

Aufforstung muss mehr sein als Bäume pflanzen
14. März 2023 Nina Herdey

Wer nachhaltige Aufforstung betreiben will, muss weit mehr tun als Setzlinge in die Erde stecken. Nur wenn die Menschen in den betroffenen Gebieten eingebunden und überzeugt sind, hat die Artenvielfalt eine Chance. Green Lung III ist ein holistisches Aufforstungsprojekt im Westen Ugandas, das darauf abzielt private und kommunale Regenwälder zu erhalten, durch Renaturierung zu stärken und Wildtierkorridore zwischen den Waldreservaten Budongo und Bugoma Forest zu etablieren. Die Region ist – verursacht durch Klimakrise, Bevölkerungsexplosion, Teuerung und höherem Nahrungsmittel- und Ressourcenbedarf – von massiver Abholzung bedroht. Seit 2018 gehen hier jährlich 500 Hektar Lebensraum für Schimpansen und viele andere Tierarten verloren. Es wird heißer und trockener, was die Lebensgrundlage der Menschen zunehmend bedroht.

Aufbauend auf den Erkenntnissen aus den vorangegangenen Projekten Green Lung I & II wird in der 3. Auflage des Projekts – neben dem Anbau von Setzlingen zur Aufforstung – verstärkt an Bewusstseinsbildung der Menschen, Gleichberechtigung von Frauen, dem Zugang zu entscheidungsrelevanten Klimainformationen sowie der Fähigkeit zur effektiven Nutzung dieser Informationen gearbeitet.

FOKUS AUF FRAUEN

Frauen sind besonders von den Folgen der Klimakrise betroffen, sie können jedoch auch überproportional etwas bewirken, etwa beim Kochen mit energieeffizienten Öfen, oder beim Anbau von klimafreundlichen Nutzpflanzen zur Selbstversorgung. Ein Schwerpunkt des Projekts liegt daher in der Gleichberechtigung beziehungsweise Mitbeteiligung von Frauen. Bei allen Verhandlungen und Schulungen wurde bewusst auf diese Zielgruppe geachtet.

 

OHNE WISSEN UND WASSER KEIN LEBEN

Die Projektaspekte zur Anpassung an die Klimakrise und Resilienz sind größtenteils land- und forstwirtschaftlicher Natur und daher stark regenabhängig. Dementsprechend wichtig für den Projekterfolg, aber vor allem die Menschen vor Ort ist es, die unregelmäßigen Niederschlagsmuster und längeren Dürreperioden rechtzeitig zu kennen. Im ländlichen Uganda, das von Kleinbauerntum zur Selbstversorgung geprägt ist, sind Verfügbarkeit und Zugriff auf klimarelevante Informationen und die Möglichkeit, sie zu nutzen, eine echte Herausforderung.

Im Rahmen des Projekts wurde diese kritische Lücke 2022 mit einer öffentlich-privaten Partnerschaft im Bereich hydrometeorologischer und Klimainformationsdienste geschlossen. Mit Behörden wie der Uganda National Meteorolgy Authority und lokalen Entscheidungsträger:innen wurde ein „Climate Information Service“ entwickelt, der die Verbreitung von Klimainformationen an die Landwirte über private Waldbesitzernetzwerke sicherstellt.

 

OHNE KOOPERATION KEINE UMSETZUNG

Diese Waldbesitzernetzwerke („Collaborative Forest Management“) galt es zu etablieren bzw. bestehende Netzwerke ins Boot zu holen oder wiederzubeleben. Das Hauptziel war es, ein tieferes Verständnis für den Nutzen von Collaborative Forrest Management (CFM) zu schaffen. Die erforderlichen Meetings, Verhandlungen und Übereinkünfte mit den Hauptakteur:innen konnten im letzten Jahr erfolgreich abgehalten werden. Schulungen zur Bewertung der Ressourcen innerhalb und außerhalb des Waldes, zur nachhaltigen Nutzung und zur Erstellung von gemeinschaftlichen Plänen wurden mit den Landwirt:innen umgesetzt.

 

BEWUSSTSEIN BEGINNT IM KINDESALTER

Ugandas Schulen waren während der Pandemie zwei Jahre lang geschlossen. Als die Schulen wieder geöffnet wurden, trat ein gekürzter Lehrplan in Kraft, um die Inhalte von zwei Jahren in einem Jahr abzudecken. Dieser gekürzte Lehrplan bot keinen Raum für Aktivitäten außerhalb des Lehrplans. Die Projektteile zur Sensibilisierung der jungen Generation mussten daher auf 2023 verschoben werden. Die Workshops und Maßnahmen in den Schulen, wie die Eröffnung klimaintelligenter Schulgärten, werden im ersten Quartal 2023 umgesetzt. Ein Trainer wird Schüler:innen zudem in der Herstellung energieeffizienter Öfen unter Verwendung lokal verfügbarer Materialien schulen.

Wichtige Ergebnisse des Green Lung III Projekts 2022 im Überblick:

  • Die Beziehungen zu Stake-Holdern und deren Unterstützung für die Umsetzung des Projekts, wurden verstärkt.
  • 180.000 Setzlinge wurden in Baumschulen vorgezogen und ausgepflanzt.
  • 87 Personen nahmen am „Collaborative Forest Management Training“ teil.
  • 172 Landwirt:innen (35% Frauen) wurden für den klimafreundlichen Anbau von Nutzpflanzen sensibilisiert.
  • 100 Landwirt:innen (35% Frauen) wurden in den wichtigsten Praktiken der Ziegenhaltung und dem Bau von 85 Ställen geschult und erhielten Ziegen für den Verzicht der Waldbewirtschaftung.
  • 40 Modelgärten für den täglichen Gemüsebedarf wurden angelegt.
  • 40 Säcke Bohnen, 1.210 kg Kartoffeln und 16.000 Bananenpflanzen wurden an 292 Landwirt:innen verteilt (davon 30% Frauen) um Selbstversorgung zu ermöglichen.
  • Vertragsunterzeichnung mit der nationalen Wetterbehörde Ugandas
  • 54 Interessensvertreter:innen nahmen an Workshops zum Aufbau von Informationsdiensten teil.
  • Informationen zu Klimafolgen und Wettervorhersagen werden seither per WhatsApp mit 34 Empfänger:innen geteilt, die sie an 329 Nutzer:innen weitergeben.
  • Durchführung einer Gender-Studie zur Rolle der Frauen im Management natürlicher Ressourcen und zur Eruierung von Ungleichheiten bei Entwicklungs- und Naturschutzaktivitäten.

Dieses Projekt wird unterstützt durch: